Es liest: Maria Alraune Hoppe, Autorin Musik: Daid Hättich (git) Ort: Waldarena Krumpendorf am Wörthersee / Kärnten / Austria
Rezension von Mag. Werner Überbacher, April 2020
„Sinnlos ist es wegzulaufen“ Wie Musik erschließen sich die Sätze und der Inhalt dieses köstlichen Science-Fiction-Romans von Maria Alraune Hoppe – nicht logisch-rational, sondern in unserem inneren Auge. Die Worte ergeben erst durch unsere Sinnesorgane ein Ganzes. Ungeahnte Düfte und Geschmäcker tun sich auf, lassen sich schier haptisch erfassen und führen zu einem visuellen Auftauchen in wunderbar fremden Welten, voll von exotischen Bildern aber doch irgendwie vertrauten Daseinsformen. Die Hauptheldin ist Naturforscherin, Philosophin, Historikerin, Archäologin, Runenforscherin, Pflanzenkundlerin, Psychoanimateurin Sprachwissenschaftlerin und manch anderes mehr. Sie richtet ihr Fernrohr auf zauberhaft spannende Schauplätze – ins geheimnisvolle Indien, in den rätselhaften Oman und an die magisch-kultische Elfenbeinküste. „Es ist an der Zeit“ heißt es in Goethes „Märchen“. Wie Faust auf seiner Kleinasienreise fliegen wir mit der Autorin auf Aladins Wunderteppich von einem Abenteuer zum anderen. Aufgefädelte Lebensperlen voller Überraschungen, Wandlungen und Wendungen. Die Emanation, das Hervorgehen von etwas aus seinem Ursprung, wird spürbar. Zeitlöcher werden übersprungen, Umweltschutz und Ökologie führen zu neuen Formen der Logik. Aktuelle Zeitbezüge wie Urwaldrodung, Kampf gegen die Pflanzengifte, Wohlfühlen durch Bürgerbeteiligung ermöglichen tiefere Einblicke in existentielle Zusammenhänge. Mikro- und Makrokosmos werden vereint. Nicht Weltuntergang ist das Thema, sondern eine Weltauferstehung in neuem Bewusstsein. Das Numinose, Unbestimmte und Unfassbare wird durch MAN greifbar. Es ist erstaunlich, wie man eine solche Fülle von Schauplätzen, außergewöhnlichen Persönlichkeiten und Charakteren, wissenschaftlichen Theorien, neuen Gedankenansätzen, ökologischen Erkenntnissen, kulturell-philosophischen Überlegungen in solch überschaubarer Art und Weise darzustellen vermag. Oder, um mit Karl Jaspers Worten zu sprechen, wie die Transzendenz in der Immanenz eines Romans fühlbar werden kann.
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